Komet C/2006 P1 - McNaught

Die Geschichte ist in jeder Hinsicht spannend: Am 7. August 2006 entdeckte der Australier Robert McNaught diesen Kometen. Dass daraus ein absolutes Prachtexemplar werden sollte, war anfangs nicht vorherzusehen. In den ersten Tagen des Jahres 2007 entwickelte sich "McNaught" zum hellsten Kometen der vergangenen 30 Jahre und konnte sogar am Taghimmel beobachtet werden.

Spannend war die Jagd auf "McNaught" auch deshalb, weil beständig schlechtes Wetter jede Sicht auf den Kometen unmöglich machte. Mein Wohnort in den Alpen war zudem nicht geeignet, ein horizontnahes Objekt direkt nach Sonnenuntergang zu beobachten. Am Tag des 11.01.2007 ließen große Wolkenlücken endlich Hoffnung aufkeimen. Ich fuhr in das Alpenvorland hinaus ...

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Orkantief "Franz"

Schon am Nachmittag begannen sich die Cirren zu verdichten und während ich unterwegs war, wurde der Himmel immer grauer - Orkantief "Franz" ließ grüßen und schickte sich an, jede Hoffnung auf eine Sichtung des Kometen schon im Keim zu ersticken.

Ich weiß nicht, was mich vorantrieb, angesichts dieser aussichtslosen Lage. Vielleicht wollte ich einfach nur ein bisschen raus und Ruhe haben. So fuhr ich nach Geigersau, nicht weit hinter Bad Baiersoien. Dort gibt es eine ausgedehnte Anhöhe, ideal für Himmelbeobachtungen.

Dort, wo die Sonne untergehen sollte, gab es nur gleißendes Licht und wilde Wolkenformationen, die durch den Föhneffekt entstanden und nun in strahlendes Licht getaucht waren. Eine Sonnenscheibe konnte ich nicht entdecken, auch kein Wolkenloch und erst recht keinen Kometen.

Entschädigt wurde ich durch ein farbgewaltiges Stimmungsbild unter dem strümischen Himmel des Orkantiefs "Franz", das zur gleichen Zeit in weiten Teilen Nordeuropas schwere Schäden verursacht hatte.

Zwei Tage später

Am 13.01.2007 gab es einen besonders schönen Tag nach all dem Sturm, Regen und Wolken. Neu entflammte der Wunsch, den Kometen "McNaught" mit eigenen Augen zu sehen. Nach einigen kurzen Winkelberechnungen entschied ich mich für den Hohenpeissenberg als Aussichtskanzel. Hier sollte der Blickwinkel über die Gipfel der 43 km Luftlinie entfernten Berge noch ausreichend hoch sein, um den inzwischen sehr sonnennah stehenden Kometen in der Dämmerung erkennen zu können.

Es war windstill und mild, ganz das Gegenteil vom vorgestrigen Abend. Kaum war die Sonne gleißend hell hinter dem Horizont verschwunden, konnte ich den Kometen tatsächlich mit bloßen Augen erkennen. Er stand etwas höher, als ich es erwartet hatte und so wuchs die Hoffnung, einige brauchbare Bilder machen zu können.

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Nachdem ich den Kometen mit bloßen Augen entdeckt hatte, begann ich mit dem Fotografieren. Ich verwendete die Canon EOS 1Ds Mark II mit dem Canon EF 1:2,8/300 mm IS USM und später noch den Telekonverter mit 1,4-facher Vergrößerung. Die maximal für mich erreichbare Brenn- weite lag somit bei 420 mm bei einer Lichtstärke von f=4.

McNaught Plane Flyby

Man mag über Flugzeuge und Luftverkehr am romantischen Dämmerungshimmel denken, was man will. Der Vorbeiflug eines Reisejets in unmittelbarer Nähe des Kometenkerns macht sich allemal gut. Der Luftverkehr in der Umgebung des Kometen war für mein Empfinden recht stark, es gibt kaum Fotos ohne Kondensstreifen.

Um 16:57 Uhr MEZ näherte sich ein Flugzeug aus etwa südlicher Richtung. Mit bloßen Augen schien es direkt über den Kometenkern hinweg rauschen zu wollen. Die folgende mit 420 mm Teleobjektiv geschossene Bildsequenz lässt jedoch ohne Zweifel einen knappen Vorbeiflug erkennen.

Interessantes Detail: Wenn man diese Sequenz im abgedunkelten Raum und bei gut eingestelltem Monitor betrachtet, kann man erkennen, dass der mächtige Kometenschweif mehr als die Hälfte der sichtbaren Bildhöhe füllt!

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In den folgenden Minuten bis zum Untergang des Kometen passierte, was von der Erde aus betrachtet immer in Horizontnähe passiert: Aufgrund des atmosphärischen Dunstes ("dicke Luft") wurde insbesondere der Kometenschweif immer blasser - trotz fortschreitender Dämmerung.

Der Kometenschweif - ein Kondensstreifen?

Entgegen laienhafter Meinungen ist der Kometenschweif nicht so etwas ähnliches, wie der Kondensstreifen hochfliegender Jets, also Abgase, die der Komet hinaus schleudert. Der Kern (oder Kopf) des Kometen besteht aus Gestein, Staub und Eis. Während der Annäherung an die Sonne, etwa innerhalb der Bahn unseres Nachbarplaneten Mars, kommt es durch Erwärmung, Strahlungsdruck und Sonnenwind zum "Ausdünsten" von Molekülionen und ein Plasmaschweif entsteht. Dieser Schweif kann zehn bis über hundert Millionen Kilometer lang sein und ist immer von der Sonne abgewandt: Bei Annäherung an die Sonne, zieht der Komet den Schweif hinter sich her, bei Entfernung von der Sonne "schiebt" er ihn dagegen scheinbar vor sich her.

Das folgende Bild wurde im Hinblick auf eine leichtere Erkennbarkeit des Kometenschweifs kontrastverstärkt - bitte anklicken und detailliert im Großformat betrachten!

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Abschließend noch einmal eine Sequenz der letzten Phase dieses Ereignisses: Dem Untergang des Kometen an der Silhouette der Berge. Wer die Großbildversion öffnet und genau hinsieht, kann erkennen, dass der Kopf des Kometen genau zwischen zwei Bäumen verschwand

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Damit ging die Sichtbarkeit des Kometen C/2006 P1 McNaught auf der Norhalbkugel der Erde zuende. Der Komet entfernt sich bereits wieder von der Sonne. Er wird in den nächsten Wochen schwächer werden, sein Schweif, den er nun vor sich her schiebt, wird verblassen und schließlich wird der Komet McNaught aufgrund seiner nicht-elliptischen Bahn für immer aus unserem Gesichtsfeld verschwinden ...

(im Januar 2007)

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Ich liebe den Himmel
und der Himmel liebt mich

Frank Stefani

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