Bellatrix und LBN881 – "Nebensachen" im Sternbild Orion

Keines der berühmten und beliebten Ziele im Sternbild Orion sondern eher ein Nebenschauplatz: Der rechte Schulterstern des Orion, Bellatrix, ist von mehreren hellen Nebeln (LBN), Molekülwolken und interstellarm Staub umgeben.

Emissions- und Reflexionsnebel erzeugen eine farbenfrohe Landschaft mit vielen Details, die es zu entdecken gilt.

Aufnahmedaten: ZWO ASI533MC Pro • Samyang 135mm@f/2.0 • 180 Bilder je 60s gestackt
Aufnahmedatum und Zeit: 09/10.02.2023 ab 21:15h bis 00:15h
Linux Software: Siril + StarTools + Darktable

Ich habe allerdings keine Ahnung, wie der kräftig blaue Strahl entstanden ist, der scheinbar von Bellatrix aus geht, nach rechts hin ganz geringfügig ansteigt und sich dabei in einem kaum wahrnehmbaren Bogen in mehrere "Fasern" auffächert. Dieser Strahl ist in allen 180 FITS-Bildern der Aufnahmeserie mit genau gleicher Ausrichtung und Stärke zu sehen. Dennoch muss es ein Artefakt sein – immerhin ein attraktiver "Hingucker"!

Von der Idee zum Bild: "Mal sehen, was es zu sehen gibt!"

Es gibt eine Menge schöner, bekannter und oft fotografierter Objekte am Nachthimmel und natürlich auch im weltweit bekannten und überall von der Erde aus sichbaren Sternbild Orion. Ich hatte keines jener prominenten Objekte im Sinn, als ich diesen Ausschnitt des Himmels fotografierte, sondern wollte buchstäblich: "Mal sehen, was es dort zu sehen gibt!"

Bildinformation: Das rote Quadrat zeigt genau das, was der Kamerasensor "gesehen" und fotografiert hat. Unter
Linux nutze ich Stellarium zur Vorbereitung meiner Beobachtungen mit fotorealistisch Darstellung.

Von der Idee zum Bild: Ori-LBN881-1-singleFrame-autoStretch.jpg

Ein einzelnes Bild von 180 Bildern, die ich fotografiert habe. Es wurde 60 Sekunden lang belichtet und ist hier völlig unbearbeitet zu sehen. Ich habe lediglich einen temporären "autostretch" angewendet. Damit kann man direkt nach einer Aufnahme - ohne etwas an den Bilddaten zu verändern - erkunden, was und wie viel von dem beabsichtigten Objekt zu erkennen ist.

Hier ist - außer Sternen - absolut nichts zu sehen. Ich hatte gehofft, wenigstens eine Andeutung, einen Hauch von Nebelstrukturen zu erkennen. Es wird also schwierig ...

Bildinformation: Einzelbild mit 60s Belichtungszeit, direkt nach der Aufnahme

Dank der autoStretch Funktion kann man immerhin erkennen, dass die Sterne bis an die Ränder schön rund sind: Meine Polausrichtung ist also gut gelungen.

Von der Idee zum Bild: Ori-LBN881-2-Stack-linear.jpg

Nachdem alle 180 Bilder auf den Linux Rechner kopiert und mit Siril gestackt wurden, sieht das lineare Summenbild (Stack-Ergebnis) üblicher Weise sehr dunkel und detailarm aus.

Bildinformation: Im linearen Zustand ist ein gestacktes Bild überwiegend schwarz. Nur die hellsten Sterne sind sichtbar.

Von der Idee zum Bild: Ori-LBN881-3-Stack-autoStretch.jpg

Durch einen temporären autoStretch werden die Bilddaten sichtbar gemacht. Man kann schon deutlich mehr erkennen, aber von Gasnebeln oder gar Farben ist immer noch nichts zu sehen.

Was dabei sehr deutlich auf fällt, ist ein starker Gradient im Himmelshintergrund: Oben links ist dieser sehr dunkel, unten rechts dagegen deutlich aufgehellt. Hier streut die durch den Menschen künstlich erzeugte Lichtverschmutzung ins Bild und macht buchstäblich "die Nacht zum Tage".

Bildinformation: Durch von Menschen gemachte Lichtverschmutzung wird der Nachthimmel erheblich aufgehellt.

Von der Idee zum Bild: Ori-LBN881-4-Stack-Histogram.jpg

Noch dramatischer erkennt man die von Menschen gemachte Lichtverschmutzung, wenn man das Summenbild mit einem "histogram stretch" darstellt. Dieser dehnt die Tonwerte maximal, sodass auch die schwächsten Signale und Lichtinformationen sichtbar werden, die der Sensor der Kamera aufzeichnen konnte: Mehr als das, was man hier sehen kann, steckt also nicht in den rohen Bilddaten.

Hier sind immerhin einige rötliche Strukturen (ionisierter Wasserstoff) im Hintergrund angedeutet. Mein wesentliches Ziel bei der Bildbearbeitung ist es, diese heraus zu arbeiten und sichtbar zu machen.

Bildinformation:

Als ich diesen "histogram stretch" erstmals sah, wollte ich zunächst überhaupt nicht mit der Bildbearbeitung beginnen - zu hoffnungslos erschien mir das. Ich hatte nach drei Stunden Belichtungszeit deutlich mehr Details im gestackten Summenbild erwartet.

Von der Idee zum Bild: Ori-LBN881-5-Stack-xBG.jpg

Eine wesentlich ermutigendere Ansicht brachte dann die - zunächst immer angeratene! - Hintergrund-Entfernung (engl.: "background extraktion"). Schlagartig kann man viel mehr erkennen und es tauchen auch deutliche Farben auf.

Bildinformation: Nach der "Hintergrund-Entfernung" zeigt das Bild schon wesentlich mehr Details.
Allerdings ist hier immer noch der temporäre "histogram stretch" aktiv. Das Bild ist immer noch linear.

Von der Idee zum Bild: Ori-LBN881-6-Stack-clean-autoStretch.jpg

Nach der Hintergrund-Entfernung und dem Zurückschalten vom histogram stretch zum auto stretch, sieht das Bild im direkten Vergleich mit der Version vor der Hintergrund-Entfernung deutlich ausgewogener und sauberer aus.

Bildinformation: Das vom Hintergrund bereinigte Summenbild in auto stretch Darstellung.

Nun kann die eigentliche Bildbearbeitung beginnen, das so genannte post processing. Nicht vergessen: Das Bild ist immer noch linear - es erscheint lediglich durch den auto stretch so hell und detailreich.

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Ich liebe den Himmel
und der Himmel liebt mich

Frank Stefani

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