Die Plejaden - ein "Blaues Wunder"
Am 8. November 2023 deutet sich seit längerem mal wieder eine klare Nacht an. Der Mond war bereits um 15 Uhr unter gegangen und wird erst 12 Stunden später wieder im Osten erscheinen.
Die Nächte sind um diese Jahreszeit lang, so gibt es Hoffnung auf eine mehrstündige Aufnahmeserie. Tatsächlich klappt das Aufbauen, Ausrichten und die Vorbereitung zur Aufnahme-Steuerung gut. So kann ich gegen 20 Uhr mit dem Fotografieren beginnen und vier Stunden lang das Licht der "Plejaden" sammeln.
Die Plejaden - ein glitzernder Sternhaufen im Sternbild Stier
Der Sternhaufen der Plejaden, die auch als "Siebengestirn" bekannt und unter der Bezeichnung M45 im Katalog des Astronomen Charles Messier verzeichnet sind, besteht tatsächlich aus mindestens 400 Sternen. Im Fernglas erscheinen sie als glitzendes Schatzkästlein.
Die Plejaden sind 456 Lichtjahre von unserer Erde entfernt. Nur deshalb sieht es so aus, als lägen die heißen blauen Sterne dicht beieinander.
Die Plejaden - mit Legende / Beschriftung
Diese Bildversion zeigt und erläutert einige Details zu den Plejaden, sowie über die Aufnahmetechnik und -daten. Bemerkenswert ist, dass der Merope Nebel eine Ausdehnung von der Größe des Vollmondes hat, also ein halbes Grad, entsprechend 0°30' im Winkelmaß.
Tipp: Einmal oder mehrmals in das Bild klicken, um verschiedene Zoomstufen zu nutzen.
Die roten Linien verbinden die Hauptsterne zu dem markanten Erscheinungsbild der mit bloßen Augen zu sehenden Plejaden. Viele glauben dieser markanten Form wegen, sie sähen den Kleinen Wagen, weil sie an den Asterismus Großer Wagen erinnert werden. Das trifft aber nicht zu.
Während der Asterismus Kleiner Wagen, der als Teil des Sternbildes Kleine Bärin (UMi) direkt am Polarstern "Polaris" beginnt und diesen eng umkreist, das ganze Jahr über in jeder klaren Nacht zu sehen ist, steigen die Plejaden mit dem Sternbild Stier (Tau) nur im Winterhalbjahr über den Horizont.
Ein Blick hinter die Kulissen: vorbereiten > fotografieren > bearbeiten
Zunächst richte ich das massive Stativ mit der aufgesetzten astronomischen Nachführung (Montierung) grob nach Norden, Richtung "Polaris" aus.
Nach dem Aufsetzen des Teleskops mit der angeschraubten Kamera, wird dieses sorgfältig mit dem Gegengewicht ausbalanciert. Der optische Tubus darf keinesfalls in irgendeine Richtung "abtauchen", wenn die beiden Achsen der Nachführung unverriegelt sind.
Danach steuere ich zuerst einen hellen Stern an, um mit seiner Hilfe die Kamera in den Fokus des Teleskops zu bringen, also scharf zu stellen. Für diese manuelle Fokussierung ist die Bahtinov-Maske ein hervorragendes Hilfsmittel.
Erst nachdem die Optik scharf gestellt ist, beginne ich mit der "Polar-Ausrichtung" (engl.: polar alignment, PA). Dazu nutze ich die gleichnamige Option des Align / Solver Moduls der hervorragenden astronomischen Software Ekos. Diese macht im wesentlichen drei Fotos unterschiedlicher Himmelsausschnitte, vermisst die Positionen der darin gefundenen Sterne und liefert schließlich das letzte Foto (aktuelle Position des Teleskops), in das ein dreifarbiges Fehlerdreick eingezeichnet ist.
In diesem Bild wählt man per einfachem Mausklick einen möglichst hellen und/oder gut zu erkennenden Stern aus. Das Fehlerdreieck springt daraufhin zu diesem ausgewählten Stern und zwar genau so, dass der Punkt, an dem sich die gelbe und die rosarote Linie treffen.
Der Stern muss nun, durch drehen der betreffenden Knöpfe an der Montierung zunächst entlang der gelben Linie in "Alt" (engl.: altitude, rauf/runter) und erst danach entlang der grünen Linie in "Az" (engl.: azimut, links/rechts) zu dem "Zielpunkt" gebracht werden, der durch ein Fadenkreuz am Treffpunkt der grünen mit der rosaroten Linie angezeigt wird.
Hat man das erreicht, ist die "PA" sehr genau und abgeschlossen.
Nach der soliden Vorarbeit, beginne ich zu fotografieren. Das erste FITS Bild - temporär gestretcht - sieht gut aus: runde, scharfe Sterne bis an die Ränder und bereits klare Andeutungen der Reflexionsnebel der Plejaden.
Anstelle der geplanten 120 zwei Minuten Bilder, konnte ich nur 108 nutzen. Die letzten 18 Einzelbilder zeigen gewaltige Halos um die Sterne; es waren hohe, dünne Wolkenbänder herein gezogen und für den Rest der Nacht waren keine Aufnahmen mehr möglich.
Nach dem Stacken der 108 zwei Minuten Bilder, sieht das noch lineare Summenbild erwartungsgemäß so aus:
Ein temporärer Auto Stretch lässt schlagartig viele Details und faserartige Stukturen in den Nebeln erkennen. Auch Dunkelwolken / insterstellare Materie kann man erkennen. Weniger schön, die Stacking-Artefakte und Aufhellung am linken Rand. Diese sind durch ein nicht unerhebliche Wanderung des Bildfeldes über die Zeit entstanden.
Um die im gestackten Summenbild enthaltenen Daten sichtbar zu machen, empfiehlt sich ein Histogramm Stretch. Nur so kann man vor der Bearbeitung erkennen, welche Bildinformationen überhaupt vorhanden sind.
Das dramatische Erscheinungsbild ist normal, die maximale Bildinformation ist hier zu erkennen - alles, "was drin steckt".
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Ich liebe den Himmel
und der Himmel liebt mich