Brot - Gedanken über Schein und Sein
So lecker und schön sieht mein bisher erstes komplett selbst gemachtes "Bäckerbrot" aus: Super Kruste, weiche, elastische Krume, sehr leicht zu schneiden und zu bestreichen - nix krümelt - und außerdem "Low Carb", weil ohne Getreide / Getreidemehl gemacht.
(Fortsetzung unterhalb der Bilder)
Grandioser Fehlschlag
Muss mal sehen, ob ich noch einen Versuch für ein KH-freies "Bäckerbrot" mache oder nicht. Habe mich gerade entschlossen, den ersten Versuch als gescheitert zu erklären und dieses Brot zu entsorgen: Den lang anhaltenden Nachgeschmack in der Mundhöhle und am Gaumen kann ich nicht anders als "widerlich" beschreiben.
Leider hab' ich keine Ahnung, warum, weil ja nur harmlose Sachen drin sind. Das einzige, was für mich neu war und von mir erstmals eingesetzt wurde, sind die Kartoffelfasern. Die sollen ja sehr nach Kartoffeln schmecken, was auch der Grund für den leckeren Geschmack der (Getreide basierten) Kartoffelsemmeln ist, die es hier beim Bäcker gibt.
Ich habe also nochmal alle Zutaten einzeln angeschnuppert und meine Nase dazu auch tief in die Tüte mit den Kartoffelfasern gesteckt. Ich habe festgestellt, dass deren Aroma in der Tüte genau das gleiche ist, welches ich schon beim Abbeißen (leicht) in der Nase hatte und später als Nachgeschmack in der Mundhöhle und am Gaumen als "widerlich" empfand.
Ohne die Wirkung der Kartoffelfasern wird das Brot nix werden, also kann ich sie nicht weglassen - sie sind wesentlich. Ich brauche also eine Idee, womit ich die Kartoffelfasern ersetzen kann, sodass zwar die gleiche Wirkung erzielt wird, aber der Geschmack neutral bleibt oder idealer Weise sogar noch eine Aufwertung erfährt (vgl. Kartoffelsemmeln).
Da ich heute keinen Keto-Kaffee zum Frühstück hatte und mich auf ein leckeres Brot freute, habe ich in meinem Frust im Tiefkühlfach nach "normalem" Brot gesucht und noch zwei Scheiben Vollkorntoast - mit KHs! Und mit Weißmehl! Jawoll! - gefunden und diese getoastet und mit gutem Honig (auch mit KHs!) verzehrt.
Dazu zwei große Tassen "normales" Kaffee-Caro-Gemisch - ebenfalls mit reichlich KHs - wie ich es bis vor ca. 3 Monaten täglich, auch mehrmals, getrunken habe.
Es hat geschmeckt! Vor allem, weil ich geschmacklich auf der sicheren Seite war und keine komischen Überraschungen befürchten musste.
Mein Dilemma:
Da liegt ein vollkommen schönes Brot mit perfekt knuspriger Kruste, das sich sehr gut schneiden und bestreichen lässt - aber ehrlich gesagt widerlich schmeckt.
Und dann liegen da zwei Weißmehl-Toastbrotscheiben, die dem Körper anerkannter Maßen nichts Gutes geben - aber lecker schmecken.
Fazit:
Die meisten Menschen lassen sich vom Empfinden ("Lecker!") leiten und nicht vom Verstand ("Chemie pur!", "völlig ungesund!") und ziehen deshalb das Leckere dem Guten vor.
Das gilt im täglichen Leben für jede "Äußerlichkeit" - auch in Bezug auf andere Menschen: Wir vermuten bei attraktiven, schön gekleideten Menschen keine rabenschwarze Seele - eher bei Bettlern und Kriegsflüchtlingen, weil sie unseren Augen nicht gefallen.
Das Wort zum Sonntag wurde Ihnen präsentiert von Frank Stefani photoArt