Frühlingsanfang 2023 - die Zeit der langen Winternächte ist vorüber. In den vergangenen Monaten gab es nur selten mal eine wolkenlose Nacht. Selbst in den maximal dunklen Nächten um Neumond herum, die eigentlich ideal für Astrofotografie sein sollten, war die Atmosphäre meist getrübt durch feuchte Luftmassen, Dunst und hohe feine Schleierwolken. Die Aufnahmebedingungen waren also nicht günstig: Mehr als einmal musste ich verheißungsvoll begonnene Aufnahmeserien viel zu früh beenden, weil wieder Cirren in großer Höhe herein zogen und die geplanten Beobachtungsobjekte zunehmend in der Kontrastlosigkeit verschwinden ließen.
So auch in den vergangenen Tagen, Mitte März 2023. Glücklicher Weise fiel mir ein, dass ich noch unbearbeitete Bilddaten vom letzten Jahr habe. So kommt es, dass ich heute ein neu erarbeitetes Bild des "Nordamerika Nebels" (NGC7000) und seines westlichen Nachbarn, des "Pelikan Nebels" (IC5070), zeigen kann.
Der hellste Stern in diesem Bild ist "Deneb", der bläulich-kalt strahlende Alpha-Stern (α Cyg) des großen Sommersternbildes "Schwan" (lat. "Cygnus", IAU Kürzel Cyg).
Der Schwan fliegt mit weit ausgebreiteten Schwingen direkt über das schimmernde Band der Milchstraße. Im Sommer sehen wir sie am Nachthimmel und blicken dabei direkt in Richtung des Zentrums unserer galaktischen Heimat.
Die prominent hervor tretenden roten Nebel und auch alle roten Schleier im Hintergrund und an den Bildrändern sind so genannte "HII-Regionen" und bestehen aus ionisiertem Wasserstoff.
Eine "H-II-Region" (gesprochen "Ha zwei", mit "H" für
"Hydrogenium" = Wasserstoff) ist eine interstellare Wolke aus leuchtendem Gas
mit einem Durchmesser von manchmal mehreren hundert Lichtjahren, in der die
Sternentstehung stattfindet. Junge, heiße, blaue Sterne, die durch lokale Verdichtungen
in dieser Gaswolke entstanden sind, strahlen große Mengen ultraviolettes Licht aus,
das den Nebel um sie ionisiert.
Mehr darüber: HII-Region auf Wikipedia
Die eindrucksvolle rote Farbe der HII-Regionen wird erst durch die Fotografie sichtbar. Man muss ihr Licht sehr lange "sammeln" damit sie sichtbar werden, denn für das menschliche Auge sind die Nebelschleier zu fein, zu schwach und ihre Farbe unsichtbar. Bestenfalls kann solche Regionen an einem lichtstarken Teleskop und mit Kontrast steigerndem Filter in einigen Fällen eine schwache, blasse und farblose nebelartige Aufhellung solcher Regionen erkennen.
Diese kleine Himmelskarte zeigt die exakte, von mir so fotografierte Region des Sternbildes "Schwan":
Der helle Stern Deneb ist in der rechten Ecke des weißen Rahmens zu sehen. Der Schwan fliegt mit weit ausgebreiteten Schwingen im rechten unteren Teil der Karte aus dem Bildfeld hinaus. Deneb markiert also die Schwanzspitze des stolzen Vogels.
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Ich liebe den Himmel
und der Himmel liebt mich